Biotope schaffen, Korridore zusammenhängend und effektiv bewirtschaften
In der Gemeinde Kupferzell wird derzeit ein neues Biotopvernetzungskonzept erarbeitet, um die Agrarlandschaft im Sinne des Artenschutzes wie auch im Sinne der Bewirtschafter zu gestalten. Schwindende Rückzugsräume für wildlebende Arten der Agrarlandschaft wie etwa Rebhuhn und Kiebitz und gleichzeitig der massive Verlust produktiver Fläche für die Landwirtschaft waren ausschlaggebend für die Entscheidung, im Rahmen dieser Konzeption neue Wege zu gehen. Mit dem Flächenverlust durch Baugebiete und dem Bedarf an entsprechenden Kompensationsflächen sowie mit den Vorgaben des baden-württembergischen Landeswassergesetzes ab 2019 bieten sich zahlreiche Gelegenheiten, extensive Produktion und Artenschutz zu kombinieren.
Das Wassergesetz verbietet den Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in fünf Metern Entfernung vom Gewässer bereits seit 2014. Ab 2019 ist die Ackernutzung komplett untersagt, mit Ausnahme von Agrarholz und Blühmischungen, deren Neueinsaat keinen Umbruch erfordert.
Aktuell sind daher in Kupferzell entlang der Gewässer bereits Streifen zu erkennen, die im Vergleich zum übrigen Getreide deutlich heller sind, da sie keine Düngung erhalten haben. Auch kommt es vor, dass die Streifen brach liegen und nicht mehr bestellt werden. Um diesen Zustand ab 2019 nicht überall vorzufinden, wird mit den laufenden Arbeiten das Ziel verfolgt, genutzte Strukturen, mit denen Produktion und ökologische Leistungen auf einer Fläche verknüpft werden können als sinnvolle Alternative näher zu untersuchen und aufzubauen.
Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS, Umwelt-Campus Birkenfeld, Hochschule Trier) arbeitet hierzu zusammen mit den örtlichen Landwirten und dem Landwirtschaftsamt in Öhringen an der konkreten Umsetzbarkeit dieser Biotopvernetzung. Aktuell erfolgen Kartierungen der Gewässer (IfaS) und der lokal vorhandenen Fauna (IVÖR, Institut für Vegetationskunde, Ökologie und Raumplanung). Im Nachgang zu den Gesprächen mit Landwirten werden Vergleichskostenrechnungen zur Umnutzung insbesondere der Flächen an den Gewässern angestellt. Darin wird die Wirtschaftlichkeit verschiedener Nutzungsmöglichkeiten für einen Teil der Biotopverbundflächen beleuchtet. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen werden hier in Modelle der überbetrieblichen Kooperation thematisiert.
An geeigneter Stelle, dort wo bereits Quellhabitate vorhanden sind und sich arbeitswirtschaftlich sinnvoll Maßnahmen eingliedern lassen, ist die Anlage dauerhafter, kleinräumiger Trittsteinbiotope als Rückzugsraum für Tiere ein wichtiges Element. Großräumig eignen sich extensive Produktionssysteme, etwa der Anbau blühender Wildpflanzen zur Verwertung des Substrats in der Biogasanlage. Auch der Anbau von Gehölzen, mit dem die Landwirtschaft einen wertvollen Beitrag zur Energieversorgung der Region leisten kann, führt zu dauerhaften Strukturen, die Tieren als Futterquelle und Bruthabitat dienen.
Angestoßen wurde das Vorhaben mit Unterstützung der Bioenergie-Region Hohenlohe-Odenwald-Tauber (H-O-T). Unter Beteiligung der Landwirte, der Ortsvorsteher, des Bürgermeisters, des Landwirtschaftsamtes sowie der unteren Wasser- und Naturschutzbehörden wurde am 21.4. in der ersten Arbeitskreissitzung in der Gemeinde Kupferzell das Vorgehen erläutert. Am 18.6. findet eine Exkursion in die Gemeinde Öhringen statt. Dort werden bereits erfolgreich Maßnahmen über die Förderung nach der Landschaftspflegerichtlinie umsetzt, die auch in Kupferzell ein wichtiges Instrument darstellt.
Im Dezember 2015 wurde das „Kupferzeller Modell“ abschließend erarbeitet und wird seitdem vor Ort umgesetzt: Ergebnisbericht